Weltbevölkerungstag

Nahezu 10 Milliarden Menschen werden bis 2050 auf der Erde leben laut den neuesten Projektionen der Vereinten Nationen. Bis 2050 wird sich die Bevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent von ein auf zwei Milliarden verdoppeln. Durch dieses hohe Tempo wird es für Staaten mit hohem Bevölkerungswachstum noch schwieriger als es ohnehin schon der Fall ist, für alle Menschen langfristig akzeptable Lebensbedingungen und einen Zugang zu angemessenen, qualitativ hochwertigen Gesundheitsdienstleistungen zu schaffen.

Derzeit sind über 40% der Bevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent jünger als 15 Jahre. Begrenzte Ressourcen, Arbeitslosigkeit, Unterernährung und wachsende soziale Disparitäten sind einige Folgen einer wachsenden, immer jünger werdenden Bevölkerung. Die daraus resultierende Perspektivlosigkeit zwingt immer mehr, überwiegend junge Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen. Dabei sind Länder mit Jugendüberhang (youth bulge) prädestiniert für eine sogenannte demografische Dividende, also einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Afrikanische Union setzte sie auf die Agenda ihres Treffens mit der EU im November 2017. Um die demografische Dividende zu erzielen, muss in großem Maße in Bildung, Gesundheit und Beschäftigungsförderung investiert werden, wie es u.a. der Marshallplan mit Afrika fordert. Voraussetzung ist außerdem eine sinkende Sterbe- und Geburtenrate. So gibt es bei einer hohen Zahl an Erwerbstätigen gleichzeitig weniger Kinder und weniger ältere Menschen zu versorgen. Jüngste UN-Projektionen haben gezeigt, dass zurzeit die Geburtenrate in Afrika mit 4,7 Kindern pro Frau noch weit über dem geplanten Ziel von 2,1 Kindern pro Frau bleibt. Daher müssen insbesondere Aufklärung und Zugang zu professionellen Familienplanungsdiensten gefördert werden. 220 Millionen Frauen in Entwicklungsländern können nicht verhüten, wann und wie sie wollen, da ihnen der Zugang zu entsprechenden Gesundheitsdienstleistungen fehlt.

Die Rotary Action Group for Reproductive, Maternal and Child Health (RMCH) ist seit 25 Jahren durch Erfahrungen aus vielen Familienplanungsprojekten davon überzeugt, dass es möglich und notwendig ist, den Zugang zu einer selbstbestimmten Familienplanung deutlich zu verbessern. Dazu gehört eine breite Aufklärung mit Zugang zu modernen Verhütungsmitteln für Frauen, Männer und Jugendliche. Die jetzige Generation ist herausgefordert, eine Welt zu entwickeln, die tragfähig ist und allen Menschen akzeptable, würdige Lebensbedingungen bietet. Programme zur selbstbestimmten Familienplanung können dabei helfen, die Mutter-Kind-Gesundheit zu verbessern, eine demografische Dividende zu erreichen und bei den UN-Nachhaltigkeitszielen Fortschritte zu machen. Zum Weltbevölkerungstag 2017 wurden alle Nichtregierungsorganisationen und Regierungen aufgefordert, Familienplanung zu enttabuisieren.

mehrere Kinder in Nigeria
Foto: Daniel Kempf-Seifried