Das Rotary Magazin (USA) berichtet in einem umfassenden Artikel über unser großes Projekt „Together for Healthy Families in Nigeria“
Über das 2022 mit dem „Programs of Scale“-Award der Rotary Foundation ausgezeichnete Programm „Gemeinsam für gesunde Familien in Nigeria“ („Together for Healthy Families in Nigeria“) ist ein sehr informativer Artikel in der April-Ausgabe 2024 des Rotary-Magazins der USA erschienen. Lesen Sie hier den von uns frei ins Deutsche übersetzten und gekürzten Artikel:
Leben retten und Gesundheit fördern: Das „Together for Healthy Families in Nigeria“-Projekt zeigt Wirkung
In Nigeria, ein Land in dem allein im Jahr 2020 ca. 82.000 Müttern gestorben sind, arbeitet Rotary aktiv an der Senkung der erschreckend höchsten Müttersterblichkeit weltweit. Das Projekt „Together for Healthy Families in Nigeria“, das mit 2 Millionen Dollar von der Rotary Foundation unterstützt wird, hat bereits in den ersten Monaten beeindruckende Erfolge erzielt. Das ehrgeizige Ziel ist es, die Mütter- und Neugeborenensterblichkeit in den Zielgebieten innerhalb von drei Jahren um 25 Prozent zu senken. Um dieses zu erreichen, setzt das Projekt auf einen mehrstufigen Ansatz, der sowohl die Aufklärung von Müttern als auch die Verbesserung der Gesundheitsversorgung adressiert.
Aufklärung und Bekämpfung von Mythen
In Nigeria finden 60 Prozent der Geburten noch immer außerhalb von Gesundheitseinrichtungen statt. Ohne die notwendige medizinische Betreuung sind Frauen deutlich stärker gefährdet, Komplikationen zu erleiden, die zu den häufigsten Todesursachen bei der Geburt gehören: postpartale Blutungen, obstruktive Wehen und Eklampsie, die sich in Form von Krampfanfälle, Bluthochdruck und Organschäden äußert. „Viele Menschen betrachten [die Todesfälle] als Strafe der Götter oder eine Art Hexerei“, erklärt Hebamme Ashezi David Alu. „Aber es ist einfach reiner Fahrlässigkeit aufgrund schlechter Behandlung dieser Komplikationen geschuldet.“
Das Projekt setzt daher auf umfassende Aufklärungsarbeit, um Frauen über die Bedeutung von Geburten in Kliniken zu informieren. Durch Hausbesuche und Gemeindedialoge werden Mythen und falsche Vorstellungen ausgeräumt und Frauen dazu motiviert, sich vor und während der Schwangerschaft und Geburt in die Hände qualifizierter Fachkräften zu begeben. Die durch das Projekt geschulte Gesundheitsarbeiterin Faith Gideon spricht bei einem der Hausbesuche mit der schwangeren Theresa Andrews zur Dringlichkeit des rechtzeitigen Aufsuchens einer Klinik: „Wenn Sie Probleme haben“, sagt sie „wenn Sie etwas nicht verstehen, wenn das Baby nicht tritt, was auch immer.“ Im Anschluss spricht sie noch über die Risiken von Malaria und überreicht Theresa ein Moskitonetz und ein Geburtsset für die Entbindung in der Klinik. Ursprünglich waren nur monatliche Gemeindebesuche geplant. Mittlerweile finden sie dreimal wöchentlich statt mit dem Erfolg, dass das Vertrauen in die Gesundheitsdienstleistungen steigt und mehr Frauen rechtzeitig in die Kliniken kommen.
Verbesserung der Gesundheitsversorgung
Neben der Aufklärung fokussiert sich das Projekt auch auf die Qualitätsverbesserung der Gesundheitsversorgung. Gesundheitsfachkräfte werden zu Notfallgeburtshilfe und einem respektvollen Umgang mit den Frauen geschult. „Wir trainieren sie, wie sie reagieren und auf Patienten eingehen sollen“, erklärt der Projektleiter Toyosi Adebambo. Dank dessen konnten die geschulten Gesundheitsfachkräfte bereits Neugeborene mit Asphyxie, einem Sauerstoffmangel bei der Geburt, erfolgreich reanimieren.
Familienplanung: Zwischen Aufklärung und kulturellen Hürden
Bei der Aufklärung über Familienplanung ist die Einbeziehung von Frauen und Männern gleichermaßen besonders relevant. Gesundheitsberaterinnen stoßen während eines der Gemeindedialoge anfangs zwar auf Lacher, wenn sie anschauliche Hilfsmittel wie Penismodelle zur Kondomdemonstration nutzen. Doch gerade diese lockere Atmosphäre weckt Interesse. Trotzdem zeigen sich die kulturellen Hürden: Eine Frau mit sechs Kindern wünscht sich Familienplanung, ihr Mann verweigert jedoch die Zustimmung. Anstatt direkter Konfrontation rät die Beraterin zum familiären Gespräch. Diese Szene verdeutlicht den Bedarf an Aufklärungsarbeit auch bei Männern. Verhütungsmittel adressieren vier Risikofaktoren für erhöhte Müttersterblichkeit: zu häufige Schwangerschaften, Schwangerschaften im zu jungen oder zu alten Alter sowie zu kurze Abstände zur vorherigen Geburt. Familienplanung ermöglicht Frauen, sich zu erholen und sich besser um ihre Kinder zu kümmern, was wiederum die Sicherheit zukünftiger Schwangerschaften erhöht. Der nationale nigerianische Zielwert liegt bei 27 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter, die moderne Verhütungsmethoden nutzen. Die Aufklärungskampagnen sollen den Unterschied zwischen verantwortlicher Familienplanung und dem kompletten Verzicht auf Kinder verdeutlichen.
Digitale Plattform zur Erfassung maternaler und perinataler Todesfälle: Ein entscheidendes Werkzeug
Im Rahmen ihres langjährigen Engagements erkannten Rotary Mitglieder schnell die Notwendigkeit, Daten zu Müttersterblichkeit, allen voran zu den Todesursachen in den Gemeinden, zu sammeln. Eine digitale Plattform zur Datenerfassung wurde in das nigerianischen Gesundheitssystem integriert. Medizinisches Fachpersonal wurde im Sammeln und Auswerten von Daten geschult. Diese geben Aufschluss darüber, wann, wo und warum Frauen und Neugeborene sterben. Rotary unterstützte Regierungsvertreter bei der Einführung eines Gesetzes, das vom nigerianischen Parlament 2021 verabschiedet wurde und die Datensammlung- und Eingabe zur Mütter- und Kindersterblichkeit verpflichtend macht. Das Projekt „Together for Healthy Families in Nigeria“ knüpft daran an und stellt sicher, dass die Kliniken in den vier Projektstaaten ihre Daten regelmäßig liefern. Während dies im ersten Quartal 2023 nur 8 Prozent der Kliniken taten, konnte das Team durch zahlreiche Gespräche mit Verantwortlichen die Quote bis zum Ende des vierten Quartals auf bemerkenswerte 90 Prozent steigern.
Nachhaltige Lösungen und langfristige Wirkung
Um sicherzustellen, dass die positiven Auswirkungen des Projektes auch nach Ablauf der Förderperiode anhalten, arbeitet Rotary eng mit Regierungsbehörden zusammen. „Wir wollen, dass sie [die Initiative] übernehmen, und das können sie nur tun, wenn sie sie in das staatliche Programm einbetten und dafür budgetieren“, so Emmanuel Adedolapo Lufadeju, Rotary-Mitglied und Vorsitzender des Unterausschusses für sichere Mutterschaft in der nigerianischen Gesundheitsbehörde. Durch das bereits 23 Jahre andauernde Engagement von Rotary in Nigeria bestehen wichtige Partnerschaften zu staatlichen Behörden. Damit und auch durch innovative Ansätze wie Train-the-Trainer Initiativen wird sichergestellt, dass die Maßnahmen auch über die dreijährige Projektdauer hinaus ihre Wirkung entfalten und anhalten.
Ähnlich arbeitet das Projetteam auf lokaler Ebene. Sie sprechen mit religiösen Oberhäuptern, traditionellen Dorfältesten, jungen Leuten und Unternehmern und fragen sie nach ihren Wünschen für ihre Gemeinden. Da Rotarier diese auch umsetzen, finden sie überall Unterstützung. „Die Könige und Dorfvorsteher aller Gemeinden reden jetzt darüber, wie sie uns unterstützen können“, erinnert sich Adebambo, der Projektleiter. „Es steht gar nicht mehr in Frage, ob sie helfen werden.“
Erste Erfolge sprechen für sich
Die ersten Erfolge des Projekts sind beeindruckend: Die Zahl der stattgefundenen Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen hat sich bereits in den ersten sechs Monaten mehr als verdoppelt. Die Anzahl der Frauen, die dann auch in den Gesundheitseinrichtungen entbunden haben, ist innerhalb von drei Monaten von 18 auf 66 Prozent gestiegen, die anschließende Inanspruchnahme von Nachsorgeuntersuchungen von 2 auf 70 Prozent.
Das Projekt wird vom Rotary Distrikt 1860 (Deutschland) in Zusammenarbeit mit den Distrikten 9110, 9125, 9141, and 9142 (Nigeria) und der Rotary Action Group for Reproductive, Maternal, and Child Health e.V. umgesetzt und unterstützt.
Mit Ihrer Spende können wir noch mehr Leben retten und Nigeria zu einem Land machen, in dem mehr Frauen und Kinder gesund und sicher geboren werden. Unterstützen Sie uns bei diesem Projekt!
Für Ihre Spende, erhalten Sie selbstverständlich eine Spendenbescheinigung vom Rotary Deutschland Gemeindienst e.V. (RDG) erhalten (mit Ausnahme von reinen Clubspenden). Die Kontoverbindung für Ihren Beitrag zum Projekt „Together for Healthy Families in Nigeria“ lautet:
Konto: Rotary Deutschland Gemeindienst e.V.
IBAN: DE69 3007 0010 0394 1200 04
BIC: DEUTDEDD
Für persönliche Zuwendungen erhalten Spender*innen jetzt auch eine offizielle Spendenanerkennung der Rotary Foundation, wie z.B. Major Donor. Dazu geben Sie bitte folgenden Verwendungszweck an: Name, Vorname, Member-ID (von RI), 2914 Scale Grant.
Für alle anderen wertvollen Beiträge zu dem Projekt verwenden Sie bitte: Spender*innen Name, Clubnummer, Projekt 1860002468 Scale Grant, als Referenz. Nicht-Rotarier*innen bitten wir, für die Spendenbescheinigung zusätzlich ihre Adresse im Verwendungszweck anzugeben.
Wenn Sie weitere Fragen zu dem Projekt haben, können Sie
- den offiziellen Blogbeitrag auf der Rotary Service Blog Seite lesen.
- das offizielle, kurze Video des Projekts* anschauen.
- uns gerne unter projekte@rotary-rmch.de kontaktieren.